sobota, 9 listopada 2019

Petra Schulze-Wollgast

- Dein "copy transform" chapbook aus der "Visual Shareware" Serie ist mein Favorit. Kannst du uns etwas über die Broschüre, über die blaue Version und über die ganze Serie erzählen?
Für die Serie „copy transform“ habe ich einige ältere typografische Arbeiten auf einen alten Tisch-Fotokopierer gelegt, und war überrascht, welche interessanten Effekte das im Vergleich zu den Originalen hatte. Am liebsten hätte ich ja mit blauem Toner gedruckt, aber der war für diesen Fotokopierer nicht erhältlich. Als ich ein Jahr später dann meinen Mimeographen bekam, konnte ich das dann die Blaue Version realisieren, „copy transform – blue version“.
Und als ich kürzlich einen alten Spiritduplikator fand, kam ich auf die Idee, diese Serie auch noch in einer dritten Technik zu drucken, „copy transform - spirit serial“.
Das Ganze war also nicht von vornherein so geplant. Es hat sich so entwickelt, mit jedem neuen (alten) Vervielfältiger, den ich fand. Wer weiß vielleicht gibt es noch eine Fortsetzung - gut möglich.



- Ich möchte dich nach der Metaebene fragen - manchmal tippst du etwas über das Tippen, zum Beispiel klingt der Titel "Is there a Plan behind the Plan?" auch im Kontext der Metaebene interessant. Machst du dir Notizen zu den Projekten, die du planst?
Eigentlich plane ich meine Arbeiten nicht wirklich, ich notiere mir zwar manchmal kurz Ideen - aber nur damit ich es nicht wieder vergesse.
Das Meta-Level entwickelt sich meist erst später - beispielsweise wenn ich einen Titel suche. Ich hänge meine Arbeiten nach ihrer Entstehung immer an die Pinnwand und kommuniziere sozusagen damit.
Ich finde das selbst interessant welche Assoziationen, Querverbindungen und Meta-Level sich ergeben.


- Es ist interessant, die Erläuterungen zu den in deinen Publikationen verwendeten Techniken zu lesen (z. B. "dry transfer letterings on white lines"). Handelt es sich nur um Notizen, oder sollten sie den Leser beeinflussen?
Für mich ist die verwendete Technik essentieller Teil der Entstehung meiner Arbeiten. Ich experimentiere mit veralteten Druck- und Vervielfältigungstechiken und das spiegelt sich eben manchmal auch im Titel wider.
Ich denke schon, dass das auch etwas mit dem Betrachter macht, zumindest ist es ja eine Erklärung.


- Was hältst du von Tradition in Bezug auf alte Schreib- und Druckmaschinen und alte Drucktechniken?
Ich bin fasziniert von diesen alten Drucktechniken. Mit den Händen arbeiten, es langsam tun, verstehen, was man tut. ;)
- Ist das Drucken der Rückseiten der Lettern eher Verschlüsselung oder Zensur?
Das ist eine interessante Frage, könnte tatsächlich beides sein. Ich möchte das gar nicht entscheiden, letztlich ist es unlesbar.
Aber das ist wieder ein schönes Beispiel für die Metaebene, die sich ergeben kann:  Eigentlich drucke ich die Rückseiten der Lettern erstmal aufgrund ihrer geometrischen Form, und der Konstruktionen, die sich daraus bauen lassen. Diese Rückseiten haben auch selbst oft eine wunderschöne Struktur.
Beim Drucken der Rückseiten der Bleilettern stellte ich beispielsweise fest, dass die löchrige Struktur der Füße der Bleilettern an Galaxien erinnert. Daraus hat sich dann der Titel der Serie ergeben, „Die Rückseite des Universums“.


- Du stellst deine Arbeiten an vielen Orten aus. Wie findest du Orte, an denen du ausstellen kannst?
Für mich ist der Austausch mit Gleichgesinnten wichtig — und extrem inspirierend. Und ich habe meine Community vor allem über die sozialen Netzwerke gefunden. Dort stelle ich meine Arbeiten aus :)
Manchmal werde ich dann auch zu Ausstellungen in de physischen Welt eingeladen.
- Kannst du uns etwas über ToCall erzählen?
Letztes Jahr fand ich in ein antiquarisches Exemplar der letzten Ausgabe von Tlaloc, das von Cavan McCarthy in den 70er Jahren publiziert wurde. Damals gab es viele solcher anthologischen, periodisch erscheinenden Magazine, in denen Poeten und Künstler ihre Arbeiten publizieren konnten.
Ich war extrem fasziniert von der Idee und Einfachheit - und es war auf dem Mimeographen gedruckt.
Ich war einfach so begeistert davon, dass ich beschloss, genau so ein Magazin über visuelle und konkrete Poesie auch zu drucken, auf meinem eigenen Mimeographen.


- Du konzentrierst dich manchmal auf die äußere Form von Gedichten. Suchst du nach neuen Formen oder möchtest du den Leser auf die Form aufmerksam machen?
Ja, ich bin an beidem interessiert, an geometrischen Formen und Lettern, und dem was man daraus machen kann.
- Ich interessiere mich für die Sphäre, in der sich Poesie und Comics überschneiden - es ist meistens sichtbar zwischen experimentellen Comics und visueller Poesie (ich nenne es Neopoemics). Magst du es, wenn sich die Künste treffen?
Auf jeden Fall! Durch das Drucken typografischer Elemente bin ich ja selbst im Grenzbereich von Kunst und Literatur gelandet, es ist total spannend!
- Was bevorzugst du, das quadratische oder das A4-Format? Und warum?
Ich bevorzuge das, was technisch besser eignet. Für die Schreibmaschine wähle ich oft das Quadrat, weil ich das Blatt dann um 90grad drehen kann.
Für den Mimeographen ist das A4 Format am effektivsten, dann muss ich nichts abschneiden - und auf A4 geschnittenes Papier ist oft preiswerter.

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